1990 - 1999

Raumkonzepte - Der unverwechselbare Raum

 I Wandmalerei als Raumereignis

Zu Beginn der neunziger Jahre war die öffentliche Wahrnehmung von Wandmalerei
in der Architektur soweit etabliert, dass wir sie als innovatives Ausdrucksmittel zeitgenössischer  Architektur nun auch verstärkt im öffentlichen Raum verwirklichen konnten. War in den 80er Jahren die Wandmalerei noch weitgehend eine Passion kreativer Trendsetter, wurde sie nun, zunächst im Premium-Segment der Privatkunden und der Hotels, der Banken und Versicherungen eingesetzt. Auf diese Weise waren bereits in der Mitte dieses Jahrzehnts gemalte Raumkompositionen zu einem gefragten Instrument inspirierender Raumwahrnehmung geworden.

Meine zentrale Leitidee war der unverwechselbare Ort.

Wanddetail Dresdnerbank, 1994

 II Schloss Solitude 1990

Doch zunächst begann dieses Jahrzehnt mit einer sehr speziellen Aufgabe – den Malereien im Kavalierstrakt eines berühmten Schlosses bei Stuttgart. 
 
Schloss Solitude wurde unter Herzog Carl Eugen von Württenberg als Repräsentationsschloss zwischen 1763 und 1769 erbaut. Es gehört es zu den großen Schöpfungen des deutschen Spätbarocks. 1987 beschloss man, den Kavalierstrakt von Grund auf zu sanieren. Für die Innenräume wurde von den Architekten des Landeshochbauamts ein durchgängiges Konzept entworfen, das den Wandmalereien eine zentrale Rolle einräumte, um eine Gesamtwirkung der Raumfolge zu erreichen.

Meine spannende Aufgabe war, durch Wandmalerei eine Synthese aus altem und neuen Bildprogramm herzustellen, die differenzierte Ausdrucksqualität der Barockzeit reflektiert und historische Bezüge herstellt – ohne jedoch zu historisieren!
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 III Vom Luxus der Atmosphäre

Mehr als uns bewusst ist, sind wir abhängig von der Atmosphäre in der wir leben. Eine unserem Wesen entsprechende Umgebung fördert unser geistiges und seelisches Wohlbefinden. Allzu viele Innenräume sind hingegen konfektionsmäßig und vollgestellt, sie wirken eher stereotyp oder feindselig.
Es war daher stets mein Anliegen, Wohnräume als Orte zu erschaffen, die einem ganzheitlichen Anspruch gerecht werden. Inspirierende Orte, deren Qualität in der besonderen Beziehung zu den jeweiligen Menschen liegen und eine spezielle Artikulation der Raumarchitektur besitzen.

 IV Die all over MALEREI

Diese raumdominierende Form der Malerei ist eines der großen, neuen Themen der 90er Jahre. Sie umfasst nicht nur Wände, sondern auch Säulen, Pfeiler und Träger, zuweilen auch Decken und Türen. Komposition und Realisation sind stets ein Wagnis, doch sie beschenken den Ort durch seine Einzigartigkeit. Ergebnisse dieser Art überraschen. Sie fordern den Betrachter, gerade über ihr Anders-Sein – als Dialogpartner – heraus. 

Beispiele:
 
Mit Public 1 ( 1991 )  gelang eine Fusion „von imaginären Kunstraum und funktionellen Verkaufsraum als flexible Raumcollage“ ( Foto: Partner Plan ). 

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Für eine Münchner U-Bahnstation entwarf ich 1994 eine archaisch anmutende Bemalung, die mit einem filigranen Beleuchtungssystem ( Grüner + Schnell ) eine spannende Harmonie der Kontraste einging. Für Prof. Christoff Hackelsberger wurde diese Station „zu einem kulturellen Manifest“ ( Prestel )

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 V WANDMALEREI  HEUTE

„Das Buch erschien 1999. Es ist das Erste, der drei Bücher von Johannes Klinger, die von von der Fachpresse zurecht hochgelobt, inzwischen Kultstatus besitzen. Der Verlagsleiter Roland Thomas holte 1998 den viel beachteten Künstler zum Callwey-Verlag und bot ihm umfangreiche Gestaltungsfreiheit. (…) Herausgekommen ist ein Fachbuch der etwas anderen Art: ideenreich und kompetent, aufbereitet in einem inspirierenden, ausdrucksstarken Nebeneinander von Text und Bild. Damit öffnet der Künstler den Blick für schöpferische Potentiale jenseits verbrauchter Stilklischees.
WANDMALEREI HEUTE überrascht, inspiriert und überzeugt durch wegweisende Positionen. Darin zu finden ist auch ein fundierter Überblick über alle neuen Techniken der Wandmalerei.“

Margrit Jacobi, Kulturjournalistin, OVB, 2014

„Die Solitude Heute“, Staatliches Hochbauamt, Ludwigsburg / Baden-Württemberg

„Vielschichtig“, AIT Architektur Innenarchitektur Technischer Ausbau
„Wandmalerei in der Innenarchitektur heute – zu Arbeiten von Johannes Klinger“, DBZ Deutsche Bauzeitschrift
„U- Bahn Architektur in München“, Prof.Dr.Ing. Christoph Hackelsberger, Prestel – Verlag München/New York
„Wandmalerei heute“, Callwey Verlag, München, 1999

Öffentliche Projekte

1990 Schloss Solitude, Stuttgart
1991 Hilton Hotel, Weimar
1993 Allianz-Zentrale, München
1994 Dresdner Banken, München und Plauen 
1994 Hypobank, München 
1995 Münchner Rückversicherung, Zentrale
1996 U-Bahn Architektur, München
1997 Hotel „El Andaluz“, Europa-Park
1998-1999  „Castillo Alcazar“, Europa-Park