Schloss Solitude
Der Gartensaal – im Garten der Zeit
des Schlosses, wurde im 19. Jahrhundert weitgehend zerstört. Im Zuge der Baumaßnahmen versuchte man, Details jenes Gartens im Gebäude wieder ab lesbar zu machen. „Die Geschichte des Gartens“, so Roland Gerlach, „spiegelt sich im Wesen der Malerei: es sind Überlagerungen – Barockszenerie, Zerstörung und moderne Erinnerung.“
Die Tradition der Karten Darstellung wurde auch hier bewusst aufgegriffen, aber nicht, um sie – wie so oft gesehen – in die Unbestimmtheit purer Dekoration abgleiten zu lassen, sondern um sie präzise auf Ort und Umstand von Solitude zu übertragen.
So hat das neugestaltete Gartenzimmer schon manchen Besucher
zu einem ungewöhnlichen Spaziergang animiert, einen Weg, der den inneren Vorstellungsbildern des Betrachters folgt. Denn die Wandmalerei öffnet nicht den Blick in einen historischen Landschaftsprospekt – sozusagen in ein „fertiges Bild“ –, sondern gibt dem Betrachter die Möglichkeit, anhand von Versatzstücken aus Natur und Architektur ein jeweils eigenes „Geschichtsbild“ zu imaginieren.
Die einzelnen Elemente des Parks wie Bau Plastik, Brunnen und Ziergärten werden nicht topographisch genau wiedergegeben, sondern nur angedeutet. Wie durch eine sich auflösende Mauerschicht hindurch erscheinen Ausschnitte: das Ereignis eines verschollenen Gartens – eine Illusion der Illusion.“
( Roland Gerlach )
Gelber Saal – Assoziation und Erinnerung
Die einladende Atmosphäre des gelben Saals basiert auf einer Palette aus Erdtönen, die in Schichten aufgetragen, zu jener Anmutung von zarter Sandsteinmalerei führt. Zudem wurden von uns in die einzelnen Farbfelder kaum entzifferbare Satzfragmente eingeschrieben – Chiffren, der in Reiz zwischen Lesbarkeit und bloße Andeutung liegt.
Projekt: Schloss Solitude, Stuttgart, Sarnierung 1987-1990
Architekten: Dipl.- Ing. Roland Gerlach, Dipl.- Ing. Ilse Lange-Tiedje, Landeshochbauamt, Stuttgart
Innenarchitekt: PARTNER, Stuttgart
Konzept und Wandmalerei: Johannes Klinger
Auftraggeber: Staatliche Hochbauverwaltung, Baden-Württemberg
aus: Wandmalerei heute, Callwey Verlag, 1999