2000 - 2008

Lichtjahre

 I Neue Impulse

 
Zu Beginn des 21.Jahrhunderts war der moderne Innenraum längst kein statisches Produkt mehr, sondern ein sinnlich kommunikativer Prozess. Die Akzeptanz und der Erfolg von neu gestalteten Räume hingen vermehrt von seiner ästhetischen Bewertung, der suggestiven Wirkung seiner Atmosphären, der Interpretation und der sinnlichen Raum- und Erlebnisqualität ab. Neue aktuelle Impulse setzten wir mit:
 
– Farb- /Lichtdramaturgie
– Die Addition der Wand- und Deckenmalerei mit lichtdurchlässigen Materialien
  ( Abb. )
– Plastisch geformte Wände
– gekämmten Strukturen, Imagos und Schimmereffekte
– gegossene Böden, sowie Boden und Wand aus einem optischen Guss

Diese Jahre waren ebenso geprägt durch 3 dominante Europa-Park Projekte, zwei neue Bücher für die Deutsche Verlagsanstalt/ Random House und die Entwicklung div. Farbkollektionen für die Farbindustrie, von denen der PANDOMO der international bekannteste wurde.


Lichthaltige Deckenkonstruktion

Projekt: Schlosshotel Friedrichsruh, Spa
Idee, Entwurf, Realisation: Johannes Klinger & Team
Raumplanung: Niki Szilagyi Interior Architecture

 II Zu Besuch bei Poseidon

Doch zunächst begann das Jahrzehnt mit einem weiteren Projekt im Europa-Park: Der griechische Themenbereich. Die Entstehung des gesamten Areals nahm, in Etappen, zwei Jahre in Anspruch. Pünktlich zum 25. Geburtstag des Europa-Parks eröffnete im Jahr 2000 die Wasserachterbahn „Poseidon“ mit seinem griechischen Tempel, einer versunkenen Stadt und dem verschollenen „Troja“. Das Highlight im Europa-Park 2001 war dann das neue griechischen Fischerdorf „Mykonos“.
Der gesamte Themenbereich ist als Gesamtkunstwerk konzipiert. Entsprechend viel Arbeit und Recherche steckte hinter der Geschichte, welche die Besucher auf ihrem Weg durch Griechenland erleben. Die Verbindung von antiker Architektur mit der Wasserachterbahn war eine der besonderen Herausforderungen. Eine ganze Reihe von Fachleuten brüteten Monate lang über den Projekt. Wir reisten nach Thera, um die ältesten, griechischen Wandmalereien zu studieren und fachsimpelten mit Architekten und Archäologie-Professoren. Herausgekommen ist ein komplexer mediterraner Themenbereich, der neben Urlaubsflair, kulinarischen Köstlichkeiten, purem Nervenkitzel auch „Erlebnisarchitektur vom Feinsten“ ( MAPPE ) bietet.
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 III Der PANDOMO-Farbfächer

Völlig zu Recht fühlen sich die meisten Menschen von einem Angebot unzähliger Farben in einem Farbfächer überfordert. Architekten, Verarbeitern und Kunden sollte deshalb zur besseren Orientierung eine feine praxisorientierte Auswahl in die Hand gegeben werden.
Dies war der Anlass zur Komposition div. Produkt entsprechender Farben. Der innovative Gießboden PANDOMO, um den sich Jahre später ein regelrechter Hype entwickeln sollte, war ohne Zweifel das führende Produkt in diesem Marktsegment. Durch eine Vermittlung von Klaus Halmburger (damaliger Chefredakteur, Mappe) wurde mir dieser Boden bereits vor der offiziellen Markteinführung vorgestellt und umgehend in meinem Atelier verlegt. Für den anstehenden Farbfächer zu diesem Produkt wollte ich keine beliebige Auswahl komponieren, so wie es bis dahin üblich war. Vielmehr ging es mir auch um eine nachvollziehbare Gliederung der Töne in klare Assoziationsspektren. Er sollte die Farb-Besonderheiten unterschiedlicher Architekturstile sichtbar machen und auch emotionale Reflexionsebenen beinhalten. Es wurde ein Fächer, der weltweit in mehreren Auflagen publiziert wurde.   

Entwicklung eines thematisch gegliederten Farbfächers mit Begleittext, 2002

 IV Innovative Wandmalerei

 
Das Buch erschien 2002 bei der Deutschen Verlagsanstalt. Es wurde wieder von Roland Thomas initiiert und produziert, der mir erneut freie Hand ließ. Meine Leitidee war: „Raumwahrnehmung benötigt das Unerwartete“. Da wir gerade an einigen spannenden Projekten arbeiteten, war auch mein Team in Hochform. Wir hatten Spaß. So konnte ich innerhalb eines knappen Jahres das komplette Buch abliefern.
 
„Beim ersten Durchblättern fallen die vielen schönen Detailaufnahmen ins Auge. Sie zeigen in ausgesprochen raffinierten Techniken gestaltete Oberflächen von schier unglaublicher Tiefe und sinnlicher Farbigkeit. Denn Johannes Klinger nimmt nichts als selbstverständlich hin und hinterfragt in eingestreuten Farbbetrachtungen auch gängige Allgemeinplätze über die Wirkungen von Farben und schafft so Raum für Kreativität. Dadurch gehen die im Buch vorgestellten Wandmalereien weit über das Dekorative hinaus, auch weil der Autor immer wieder die entscheidende Frage stellt, was macht die Farbe mit dem Raum, der Wand, der Fläche? Die Wandmalerei kann so den Ansprüchen moderner Architektur gerecht werden und setzt sich gleichzeitig über das bloß Modische hinweg.

Dipl.-Des. Joachim Propfe

„Dieses wirklich innovative Buch könnte dazu beitragen, dass die wichtige Diskussion um Farbe in der Innenarchitektur eine neue Qualität bekommt.“

Sven Mueller, Farb- und Kunstkonzepte

 V Geformte Wände

Raumdramaturgie ist eine unserer Lieblingsthemen, denn lebenswerte Häuser sind keine vorgefertigten Schachbretter. In Wahrheit wollen Körper, Geist, Körper und Seele jeglicher anonymen Box entfliehen. Wir Menschen spüren das. Oft sind es kleine, gezielte Veränderungen der Wandproportion, oder die subtile Rundung mancher Wände, die für die Wirkung des Raums wahre Wunder wirken. 
Antal-Huba Laszlo, der nicht nur ein hervorragender Maler ist, sondern auch als Bildhauer an eigenen großen Skulpturen arbeitet, hat sich gerne der Verwirklichung dieser spannenden Aufgabe angenommen. Rundungen sind sinnlich, die Oberflächen erhalten einen neuen Reiz durch die Modulation des Lichts. Sie verwandeln sich zu Erlebnisse für das Auge ebenso, wie für den Tastsinn.

Antal bei der Strukturierung einer geformten Wand mit Silbermetall-Pigmenten 

 VI Emotionalisierung

Gestaltung ist erfolgreich, wenn sie etwas im Menschen berührt. Selbst ein schlichter Aufgang kann durch den gezielten Umgang mit Farbe deutlich an Individualität gewinnen. So eine Maßnahme ist weit wichtiger, als viele glauben:
Sobald wir einen Raum betreten entscheidet unser Unterbewusstes – in Bruchteilen von Sekunden – ob wir uns darin wohl fühlen oder nicht. Verhaltensforscher, die sich mit angenommener oder abgelehnter Architektur beschäftigen, bestätigen, dass die wichtigste Voraussetzung für eine akzeptierte oder abgelehnte Architektur ihre gelungene Emotionalisierung ist.

 VII Das Colosseo

Das Colosseo ist das dritte Hotel im Europa-Park Resort, es ist eines der größten Einzelhotels in Europa. Vielfach ausgezeichnet, bildet der Gebäudekomplex die italiensch-römische Kultur mehrerer Epochen nach. Nur die Farbentwürfe, der über 45 Einzelfassaden, wurde von uns vorab im Atelier entwickelt. Die großen Bereiche des Inneren, wie die Eingangshalle mit dem Deckengemälde, sowie der komplexe Thermenbereich mit den Luxussuiten, wurde im Work-in-Progress-Verfahren vor Ort, während der Bauphase, entworfen und bemalt, was zur Authentizität des Gebäudekomplexes beitrug.
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 VIII …& Team

Ab 1995 beschäftige ich zahlreiche Mitarbeiter, Profis aus Handwerksberufen und der Kunst, sowie Auszubildende.  Da die Qualität der Arbeiten im Vordergrund stand, kam die Verlockung personell zu expandieren, nicht in Frage.  Ich bevorzuge kleine Teams mit guter Chemie und Sinn für Teamwork. Gäste, wie Frank Schnieders (Ardex), der bei der Entwicklung der Farbkarten mehrere Tage mitwirkten, bestaunten, wie in ungezwungener Atmosphäre mit angenehmen Pausen, motivierte Menschen große Pensen, auch mit straffen Terminvorgaben erledigt können. 
Neue Mitarbeiter wurden, je nach Kenntnisstand, Schrittweise an die Eigenheiten spezieller Aufgaben herangeführt. Die Arbeit an großen Formaten, stellen einen fortlaufenden Reifeprozesses dar, der sich über Jahre erstreckt. Dem Aneignen gewisser Techniken, wird ein kompaktes Wissen über Architektur, Kunst und Design hinzugefügt. Eine große Rolle spielt die Schulung der Vorstellungskraft, die Achtsamkeit gegenüber Intuition, die sensibilisierte Beobachtung und Reflexion des Entstehungsprozesses. 

 IX Universitätsklinikum Würzburg

Der Neubau der operativen Fächer war im Jahre 2004 das größte Bauvorhaben des Freistaats Bayern. Die Weitsicht und Hartnäckigkeit des Leitendenden Architekten Heinz Mravlag ( Schuster/ Pechthold ) ist es zu verdanken, dass diese Zusammenarbeit entstehen konnte. Trotz schwieriger Terminlage, gelang es ihm, mir via Telefonate, in seiner unnachahmlichen Art, das Projekt, in all seinen Facetten, schmackhaft zu machen. Dadurch entstand ein wunderbares Deckenensemble in der Intensivstation, ein gemaltes Kunst und Bauobjekt, sowie diese unten abgebildete Farb-/Lichtinstallation: 
Diese Installation ( Abb.) verwandelt einen fensterlosen Krankenhausgang in eine licht- und farbdurchflutete Passage, die dabei zum Ort lebendiger Reflexion wird. Meine Grundidee basiert auf einer Raumtransformation, bei der die Bewegungsgeschwindigkeit der vorübergehenden Personen durch entsprechende Lichtwechsel erfahrbar gemacht wird.
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 X Um Lichtjahre voraus

„Das Buch „Farbe und Licht“ ist 2007 bei der Deutschen Verlagsanstalt/ Randomhouse  erschienen und erneut vom Verlagsleiter Roland Thomas initiiert.   „Es schließt eine seit langem offene Lücke zwischen Farbe und Licht in der Innenarchitektur.“    Klaus Halmburger

„„Aus der Flut der jährlichen Neuerscheinungen zum Thema Farbe, Design, Interior, Wohnen sticht das neueste Buch von Johannes Klinger Farbe und Licht wohltuend hervor.
Seit Frühjahr 2007 am Büchermarkt, präsentiert sich Farbe und Licht als fundiertes Fachbuch: seriös, aussagekräftig und zugleich innovativ wie inspirierend – und auch noch hervorragend gestaltet. Die verschiedenen Themen werden von Klinger übersichtlich in eigenständigen Kapiteln vorgestellt, besprochen und anhand hochwertiger Bildbeispiele visualisiert. Zur Anschauung kommen dabei die Möglichkeiten von Farbe und Licht jenseits von Trends und Mainstream. Das Potential neuer Technologien, Experimentierfreudigkeit und eine gehörige Portion Freigeistigkeit sind es wohl, die Entwicklungen und Realisierungen dieser Art ermöglichen. Das Klinger dabei auch die Bedeutung von Teamarbeit unterstreicht sollte keinesfalls überlesen werden. (…) 
Zu wünschen bleibt, dass dieses Buch alsbald Eingang findet in das Bau-Gestaltungsbewußtsein. Aufgefordert dazu hat es!“ 

Christiane Brune-Wiemer, Diplom Farbdesingnerin

„Beim lesen dieses Buches ist mir klar geworden… Du bist uns wieder Lichtjahre voraus!!!  Deine ganzheitliche Denkweise, das ständige Suchen
nach Neuem, das kritische Hinterfragen und auch die Präsentation…. alles Weltklasse. Dies alles motiviert mich und meine Arbeitsfreunde unheimlich. 
Vielen Dank für die Inspiration!“

Claude Bickel CH Kunst am Bau

 XI Zurückhaltung als Weg

Ich mag Ideen, die anonyme Wände in einzigartiger Weise verwandeln. Unscheinbare Zonen werden sichtbar, wenn wir Ihnen die Gabe zur Kommunikation verleihen. 
 
Die Anordnung zu den Themenpaare  „Dauerhaftigkeit und Wandlung“, „Verführung und Verletzlichkeit“ ist schlicht, für manche auf dem ersten Blick sogar unspektakulär:
Transparente Akrylplättchen wurden von uns so in den Spachtelputz eingearbeitet, dass sie bei Tag das wechselnde Tageslicht aufnehmen, nachts dagegen erfüllt sind mit farbigen Licht.  Diese Wand verwandelt sich in einen wundervoll dezenten Lichtspeicher.

XII Palast in Baku

Internationale Anfragen und Projekte gab es immer wieder. Ein Staatspräsident, Schweizer Banker, ein Oligarch, eine bekannte Münchner Brauerei in Asien, NY, Florida, Jeff Koons für sein Projekt „Made in Heaven“.
Letztlich entwickelte sich unser Aktionsradius von Norwegen bis Südspanien, von Frankreich bis Aserbaidschan, wo ein damals gerade entstehender Palast in der Hauptstadt Baku uns 2010 die Möglichkeit bot, mit dem renommierten Architekturbüro Inter Art Etudes aus Paris zusammen zu arbeiten.
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  XIII Santa Isabel und Bell Rock

Der stetig wachsende Erfolg des Europa-Parks machte es notwendig, zwei weitere Hotelanlagen zu bauen. Wieder gelang der Spagat, Erlebnisarchitektur, Confertainment, Gastronomie und Spa in Top-Niveau so zu erstellen, dass sie für ein breites Publikum kompatibel sind. In beiden Projekten gestalteten wir wichtige Teile mit Malereien.

Santa Isabel (2007 eröffnet) befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Castillo Alcazar (1999).
Es wurde im Stil eines mittelalterlich anmutenden portugiesischen Klosters entworfen.
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Das Bell Rock ist ein elegantes Ensemble aus 7 Gebäuden und einem Leuchtturm, das von der James-Bond-Legende Roger Moore 2012 eröffnet wurde. Es thematisiert die Reise der Pilgerväter nach Neuengland.
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Bibliographie (Auswahl)

2002 „Die neue Sprache der Wandmalerei“ //
2003 „Innovative Wandmalerei“ //
2007 12 Titelblätter „Geheimnisvolle Wände mit Farbe und Licht“ //
2007 „20 Jahre moderne Maltechniken“ //
2008 „Farbe und Licht“ //
2008 Handsignierte Architektur //

Rosenheimer Journal
Atrium, Zeitschrift für Internationales Wohnen
Fachzeitschrift DIE MAPPE, Callwey Verlag
Matthias Heilig, in Die MAPPE
Häuser Zeitschrift für internationales Wohnen
Ausstellung: Symposium Farbe.Design.Therapie

Projekte (Auswahl)

2000 – 2001 Griechischer Themenbereich,  Europa-Park
2001 – 2002 Innovative Wandmalerei, DVA 
2003 – 2004 Colosseo, Europa-Park
2004 Universitätsklinikum Würzburg
2006 – 2007 Farbe und Licht, DVA/ Randomhouse
2007 Santa Isabell, Europa-Park
2008 – 2009 Vortragsreihe: „Was macht Gestaltung erfolgreich?“ – Ardex
2009 Schlosshotel Friedrichsruh 
2010 Neuer Palast, Baku